Jeder hat schon gesehen, wie sie stundenlang an einer Stelle auf einer Wiese sitzen: Katzen auf der Jagd. Doch wie genau ist so eine Jagd organisiert und welche Strategien wenden Katzen an, um zum Erfolg zu kommen?
Bereits die kleinsten Kätzchen lernen im Spiel mit Geschwistern das Jagen. Es wird das Anschleichen geübt und auch der Angriff auf die Katzengeschwister. Nicht jede Katze besitzt das gleiche Talent beim Jagen, der angeborene Jagdtrieb ist aber bei allen vorhanden.
Was jagen Katzen?
Im Allgemeinen jagen Katzen alles, was kleiner ist als sie selbst. Dazu gehören in erster Linie Mäuse, Ratten und Vögel. Aber auch grössere Beutetiere wie Eichhörnchen und Kaninchen, sowie Schmetterlinge und Insekten gehören zu ihren Beutetieren.
Die meisten jungen Katzen verbuchen erste Jagderfolge mit langsamer Beute wie Salamandern, Regenwürmern oder Käfern. Diese Beute wird allerdings meist nur zur Präsentation nach Hause gebracht und nicht zum Fressen.
Die Jagd wird stetig verbessert und die Katzen lernen, wie sie am besten zum Erfolg kommen. Somit wird die Beute stetig grösser. Aus Würmern werden kleine Spitzmäuse und später grosse Mäuse. Gute Jäger erwischen sogar ab und zu einen Vogel. Allerdings werden hier meist nur angeschlagene oder sehr unvorsichtige Tiere erwischt.
Die Jagd hat auch Einfluss auf das Fressverhalten unserer Katzen. Wer kennt es nicht: Das neue Futter, welches vor einem Monat noch der Hit war, wird plötzlich verschmäht, es muss etwas neues her. Dieses Fressverhalten leitet sich von der Natur ab: Wildkatzen wechseln immer mal wieder die Beutetierart, um bei einem Engpass nicht von dieser abhängig zu sein. Dieser natürliche Überlebensinstinkt ist auch bei unseren domestizierten Katzen noch sehr ausgeprägt.
Wie genau läuft so eine Jagd ab?
Katzen sind Schleich- und Lauerjäger. Haben sie eine Beute ausgemacht, schleichen sie sich leise an und verharren zum Teil mehrere Stunden, bis der eigentliche Angriff erfolgt. Katzen lernen ausserdem sehr schnell, wo sie lauern müssen, um Beute zu machen.
Hat man im Garten z.B. einen Strauch oder Baum, in dem häufig Vögel landen, sieht man die Katzen oft lauernd darunter.
Je nach Art der Beute werden unterschiedliche Jagdmethoden eingesetzt. Hier einige Beispiele:
Jagd auf Mäuse in einem Mäuseloch:
Hat die Katze ein geeignetes Mäuseloch entdeckt, startet sie mit dem Ansitzen. Dabei verharrt sie zum Teil mehrere Stunden an derselben Stelle bis sich die Beute zeigt. Ist der Moment gekommen, vollführt die Katze den sogenannten «Mäusesprung» bei dem sie senkrecht in die Luft springt und mit den Vorderpfoten so genau wie möglich auf der Maus landet. Der Schwanz dient dabei zur Balance. Anbei das Bild eines Fuchses, der diese Methode perfekt beherrscht:
Beute, die sich frei auf dem Boden befindet:
Eine andere Jagdmethode wendet die Katze bei Beute an, welche sich frei auf dem Boden befindet. Diese Jagdmethode sieht man sehr häufig bei Grosskatzen wie Löwen und Tigern. Hat die Katze eine Beute ausgemacht, nimmt sie zuerst die Lauerstellung ein.
Dann schleicht sie sich in langsamen, geduckten Bewegungen so nahe wie möglich unbemerkt an ihre Beute an. Dabei nutzt sie jede mögliche Deckung und bewegt auch ihre Pfoten ganz langsam. Bei Grosskatzen wurde beobachtet, dass sie einen Weg gegen den Wind wählen, um ihren Geruch nicht an die Beutetiere zu tragen und diese zu warnen. Ist die Katze nahe genug an ihrer Beute, setzt sie zum Endspurt an und versucht, mit einem gezielten Sprung ihre Beute zu erreichen.
Jagd auf fliegende Beute wie Vögel oder Insekten:
Hier lauern die Katzen ebenfalls auf ihre Beute. Allerdings versuchen sie hier, die Beute im Flug zu erwischen. Hierbei springt die Katze senkrecht in die Höhe und versucht die Beute mit den Pfoten zu fassen zu bekommen.
Am Ende jeder Jagdmethode steht der Tötungsbiss. Hierbei wird das Beutetier mit einem gezielten Biss in den Nacken, an der schmalsten Stelle des Körpers getötet. Katzen wissen aufgrund ihrer Genetik genau, wo sie zubeissen müssen. Was sie aber zuerst lernen müssen ist, wie stark der Biss sein muss. Wissenschaftler gehen davon aus, dass Katzen eine angeborene Beisshemmung haben, welche sie zuerst überwinden müssen. Dies kann auch ein Grund dafür sein, warum gerade junge und unerfahrene Jäger ihre Beute oft lebendig nach Hause bringen.
Warum jagen Katzen?
Der Jagdtrieb ist bei Katzen angeboren, egal ob Grosskatze, Wildkatze, Freigänger oder Wohnungskatze und dient in erster Linie dazu, das eigene Überleben zu sichern. Doch wird der Jagdtrieb einer Katze nicht in erster Linie durch Hunger gesteuert. Eine gut gefütterte Katze tötet nicht zwangsläufig weniger Mäuse, sie ist sogar meist erfolgreicher bei der Jagd, weil sie nicht aus Hunger zur Überreaktion neigt.
Immer wieder sieht man, dass Katzen mit ihrer Beute spielen. Ein Grund dafür kann sein, dass unsere Haustiere es eigentlich nicht nötig haben zu jagen, da sie dies nicht aus Hunger tun. Es dient lediglich der Befriedigung des Jagdtriebs. Dazu passt, dass vor allem Stadtkatzen und relativ ungeübte, gut gefütterte Katzen mehr mit ihrer Beute spielen als Katzen, welche aus Hunger jagen. Andererseits kursiert die Hypothese, dass Katzen die Beutetiere mürbe machen wollen, um diese leichter zu töten.
Bei Wildkatzen konnte man allerdings bis jetzt nicht beobachten, dass diese mit ihrer Beute spielen.
Man kann auch bei Wohnungskatzen, welche das Haus nie verlassen haben, beobachten, dass diese, erscheint zum Beispiel ein Vogel vor dem Fenster, sofort im Jagdmodus sind. Daher ist es wichtig, dass auch Wohnungskatzen ihren Jagdtrieb im Spiel ausleben können.
Warum bringt meine Katze ihre Beute mit nach Hause?
Diese Frage haben sich bestimmt alle Katzenhalter:innen schon einmal gestellt. Dieses Phänomen sieht man vor allem bei unseren gut gefütterten Stubentigern. Eine Erklärung hierfür kann sein, dass die Katzen uns in diesem Moment als Kinderersatz sehen. Sie bringen uns die Beute mit, damit wir auch etwas davon haben und so vielleicht auch mal ein erfolgreicher Jäger werden können. Die Katzenmütter bringen ihren Welpen lebende Beutetiere zum Üben mit nach Hause. Tatsächlich neigen aber Katzen im Allgemeinen dazu, ihre Beute in ihr Kernterritorium zu bringen, da es ein ruhiger, sicherer Ort zum Fressen ist.
Wie oft jagen Katzen?
Wild lebende Katzen jagen immer dann, wenn sich die Möglichkeit bietet, Beute zu machen. Im Schnitt gehen sie ca. alle 2 Stunden auf die Jagd. Auch unsere Hauskatzen sind meist sehr häufig unterwegs, obwohl sie dies ja nicht aus Hunger tun. Es entspricht einfach ihrer Natur, den Jagdtrieb zu befriedigen. Oft hört man, dass kastrierte Katzen weniger Jagen als unkastrierte. Allerdings ist der Jagdtrieb komplett unabhängig vom Hormonstatus.
Ganz egal ob Stubentiger oder Freigänger, jede Katze hat einen angeborenen Jagdtrieb, welcher befriedigt werden will. Die Jagd ist für die Katzen sehr spannend und selbstbelohnend. Gerade bei unseren Hauskatzen dient die Jagd daher in erster Linie der Befriedigung des Jagdtriebs und dem Spass.