Die artgerechte Haltung von Nymphensittichen

Die artgerechte Haltung von Nymphensittichen

Du überlegst dir, einen Nymphensittich anzuschaffen? Das musst du über die artgerechte Haltung dieser Vogelart wissen.

Steckbrief

  • Herkunft: Australien
  • Lebensweise: nomadisch; ziehen auf der Suche nach Nahrung und Wasser in Schwärmen umher
  • Grösse: von Kopf bis Schwanz ca. 30 cm
  • Optik: graues Körpergefieder mit weissen Flügelbinden, gelbes Kopfgefieder, orange Ohrflecken
  • Systematik: Nymphensittiche gehören zur Ordnung der Papageienartigen (Psittaciformes) und zur Familie der Kakadus (Cacatuidae).
  • Lebenserwartung: bis ca. 25 Jahre
  • Aktivitätszeit: Tagaktiv

Artgerechte Haltung von Nymphensittichen

In ihrer Heimat Australien sind wilde Nymphensittiche in grossen Schwärmen unterwegs. Auch die domestizierten Nymphensittiche sind sehr gesellig und dürfen nicht alleine gehalten werden. Da Nymphensittiche sehr aktive Vögel sowie schnelle und geschickte Flieger sind, müssen sie in einer grosszügigen Voliere oder in einem Vogelzimmer gehalten werden. Der Schweizer Tierschutz empfiehlt für zwei bis vier Nymphensittiche eine Voliere mit einer Mindestfläche von 2 m² (100 cm x 200 cm) und einer Höhe von 2 m. Mindestens ein Drittel des Volumens muss frei von Strukturen sein, damit die Tiere genügend Flugraum haben. Nach Möglichkeit sollten die Vögel allerdings in grösseren Volieren gehalten werden.

Da Nymphensittiche gut und gerne klettern, sollten die Gitterstäbe der Voliere waagrecht angeordnet sein. Zimmervolieren werden an einem ruhigen und hellen Ort sowie anliegend an mindestens einer Zimmerwand aufgestellt. Von allen Seiten einsehbare Volieren stellen für die Vögel massiven Stress dar. Auch Beschallung durch Stereoanlage oder Fernseher ist zu vermeiden. Die Voliere wird vorzugsweise in der Nähe eines Fensters positioniert, sie darf aber nicht direkt hinter der Fensterscheibe stehen.

Alternativ können die Ziervögel auch in einem Vogelzimmer gehalten werden. Dies bietet den Vorteil eines grossen Flugraumes und erleichtert infolge des grösseren Platzangebotes eine artgerechte Einrichtung. Die Böden und Möbel müssen dabei mit einer Folie vor Verschmutzung geschützt werden. Damit die Nymphensittiche nicht in die Fensterscheibe prallen, müssen die Fenster mit hellen Vorhängen oder Fliegennetzen verkleidet werden. Zimmer mit Tapeten sind zudem als Vogelheim ungeeignet, da Nymphensittiche die Tapete gerne anknabbern.

Für Zimmervolieren und Vogelzimmer ist eine elektrische Beleuchtung notwendig. Hierfür eignen sich im Fachhandel erhältliche UV-Lampen, welche mit einem Vorschaltgerät betrieben werden. Da der UV-Gehalt mit der Zeit abnimmt, müssen die Lampen regelmässig (in der Regel nach einem halben Jahr) ersetzt werden.

Gesetzliche Mindestanforderungen

Die gesetzlichen Mindestanforderungen sind in der Tierschutzverordnung geregelt. Zu beachten ist, dass es sich bei diesen Angaben um das gesetzlich vorgeschriebene Minimum und keinesfalls um optimale Tierhaltung handelt. Nymphensittiche dürfen laut Gesetz nicht alleine gehalten werden. Für zwei bis sechs Vögel gelten folgende gesetzliche Mindestmasse: Die Fläche muss mindestens 0.5 m² betragen, das Volumen mindestens 0.3 m³. Für jeden weiteren Vogel werden 0.05 m² Fläche dazugerechnet. In Gehegen, welche kleiner als 2 m² sind, darf das Verhältnis von Länge zu Breite, bezogen auf die Mindestfläche, maximal 2:1 betragen. Gesetzlich vorgeschrieben sind zudem eine Badegelegenheit, federnde Sitzstangen von unterschiedlicher Dicke und Ausrichtung, reichlich Naturäste sowie die Gabe von Vogelsand zur freien Aufnahme.

Fütterung von Nymphensittichen

Diese Ziervogelart ernährt sich mehrheitlich von Körnern und Sämereien. Im Fachhandel sind spezielle Körnermischungen für Nymphensittiche erhältlich, welche die Basis der Fütterung ausmachen. Zusätzlich wird des Tieren täglich Frischfutter angeboten. Geeignet ist beispielsweise Grünfutter (z.B. Bio-Salat, Löwenzahn) und Bio-Gemüse (Gurken, Karotten etc.). Auch kleine Stückchen frisches Obst (Äpfel, Birnen, Kirschen etc.) und Wildsämereien (z.B. Karden, Sauerampfern, Brennnesseln) werden gerne angenommen. Für eine vollwertige Ernährung benötigen Nymphensittiche regelmässig (in der Regel einmal pro Woche) kleine Mengen eiweisshaltiges Futter wie Keimfutter, Insekten oder gekochtes Ei.

Während der Brut- und Aufzuchtsperiode sowie der Mauser haben Nymphensittiche hingegen einen erhöhten Nährstoffbedarf und sind daher auf tägliche Gabe von tierischem und pflanzlichem Eiweiss angewiesen. Da auch Nymphensittiche gerne Abwechslung mögen, soll der Speiseplan stets ein wenig variieren. Natürlich brauchen Nymphensittiche auch Wasser zur freien Verfügung, dieses wird täglich frisch angeboten. Damit Körnerfutter frisch bleibt, sollte es nur in kleinen Mengen gekauft werden. Es sollten nur Futtermischungen gekauft werden, welche keine Erdnüsse enthalten. Erdnüsse sind nicht nur sehr fetthaltig, sondern auch oft mit Schimmelpilzsporen verunreinigt.

Artgerechte Beschäftigung

Da die als Heimtiere gehaltenen Vögel in einem Gehege viel weniger Umweltreizen ausgesetzt sind, wie dies in der Natur der Fall wäre, müssen sie ausreichend beschäftigt werden. Die beste Beschäftigung erhalten Nymphensittiche, indem sie mit Artgenossen Sozialkontakte ausleben können und in einer grosszügigen und abwechslungsreich gestalteten Voliere oder in einem Vogelzimmer gehalten werden. Als Beschäftigung dienen den Vögeln unter anderem mit Knospen, Blüten und Blättern besetzte frische Zweige und Äste. Auch immer wieder wechselnde «Vogelspielzeuge» sorgen für Unterhaltung. Da Nymphensittiche ihren Schnabel gerne zur Erkundung und Bearbeitung von Material benutzen, bestehen Vogelspielzeuge optimalerweise aus Naturmaterialien wie Kork, Holz, Karton oder Stoff. Eine kreative und abwechslungsreiche Fütterung von Frischfutter stellt für die Vögel ebenfalls Abwechslung dar.

Der richtige Umgang

Nymphensittiche sind Fluchttiere und ziemlich schreckhaft. Du solltest dich den Vögeln daher langsam und ohne hastige Bewegungen nähern. Nymphensittiche sind keine Streicheltiere, der eigentliche Reiz der Nymphensittichhaltung liegt in der Beobachtung. Wer sich den Tieren langsam annähert und sie mit viel Geduld (und einigen Leckerbissen) an sich gewöhnt, kann sie unter Umständen so zahm bekommen, dass sie einem auf die Schulter fliegen oder auf die Hand klettern. Wie alle Vögel sollten Nymphensittiche nur in Ausnahmefällen, beispielsweise für eine Untersuchung, und nur für kurze Zeit in der Hand gehalten werden. Das Festgehaltenwerden ist für den Vogel mit Stress verbunden.

Fortpflanzung und Zucht

Nymphensittich-Weibchen legen ca. vier bis sechs Eier und bebrüten diese gut drei Wochen. Die Jungvögel sind nach ca. acht Wochen selbstständig. Die Zucht von Nymphensittichen ist ein faszinierendes Ereignis, setzt allerdings auch gute Kenntnisse der Vögel voraus. Bevor du mit dem Züchten beginnst, solltest du bereits einige Jahre Erfahrung mit der Nymphensittich-Haltung haben. Möchtest du die Jungvögel nach der Zucht abgeben, so musst du frühzeitig seriöse Abnehmer für die Vögel finden. Bei Paarhaltung von Nymphensittichen kommt es in der Regel früher oder später zur Eiablage. Um Nachwuchs zu vermeiden, sollten die Eier dem Nest entnommen werden, wobei man sie zwingend gegen Kunststoffeier austauschen muss. Werden nur die Eier entfernt und keine Attrappen eingesetzt, so legt das Weibchen neue Eier nach, was es mit der Zeit schwächt.

Gesundheit und Hygiene

Die beste Krankheitsvorsorge ist es, Nymphensittiche artgerecht zu halten und korrekt zu ernähren. Viele Krankheiten resultieren direkt oder indirekt aus Fütterungs- oder Haltungsfehlern. Futter und Wasser werden täglich frisch angeboten, alte Futterreste werden entsorgt. Die Reinigung der Futter- und Wasserbehälter sowie der Vogelbäder findet täglich statt. Ein- bis zweimal pro Woche werden die Volieren gereinigt und der Bodengrund ausgetauscht. Circa viermal pro Jahr ist zudem eine komplette Desinfektion der Volieren notwendig. Bei Wohnungshaltung müssen ca. alle 6 bis 12 Monate (je nach Hersteller) die UV-Lampen erneuert werden.

Wie jedes andere Haustier sollten auch Nymphensittiche täglich beobachtet werden. Veränderungen sollen stets ernst genommen werden, im Zweifelsfall lohnt es sich, in einer auf Vögel spezialisierten Tierarztpraxis anzurufen und sich zu erkundigen. Sichtbar kranke und nicht fressende Tiere müssen auf jeden Fall unverzüglich in einer Tierarztpraxis vorgestellt werden!.

Die Ferienzeit

Vögel sind zum Mitnehmen in die Ferien nicht geeignet. Der Transport und Ortswechsel würden ihnen zu viel Stress verursachen. Bereits vor dem Kauf musst du dir überlegen, wer sich während deinen Ferien täglich um die Nymphensittiche kümmert. Kinder ohne Aufsicht sind als Betreuungspersonen nicht geeignet. «Vogelsitter» sollten rechtzeitig über die einzelnen Tiere und deren Haltung instruiert werden. Weiter braucht die Betreuungsperson die Telefonnummer der Tierarztpraxis. Die Auffangstation für Papageien und Sittiche sowie manche Tierheime nehmen auch Vögel als Feriengäste auf.

Der Erwerb von Nymphensittichen

Wer Nymphensittiche halten möchte, fragt am besten zuerst in einem Tierheim oder in einer Vogelauffangstation nach. Es gibt immer wieder Tiere, welche von ihren Vorbesitzern abgegeben wurden. Eine weitere Möglichkeit ist es, Nymphensittiche direkt bei einem seriösen Züchter oder in einem guten Zoofachgeschäft zu kaufen. Seriöse Züchter und Zoofachgeschäfte zeichnen sich durch eine artgerechte Tierhaltung und gute Beratung aus. Auf keinen Fall sollten Nymphensittiche via Internet gekauft werden, wenn die Vögel und deren Haltung nicht persönlich besichtigt werden können.

Quelle: Schweizer Tierschutz STS

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