Aquaristik: Wasserchemie

Aquaristik: Wasserchemie

Nitrifikation, Nitrosomonas, Nitrobacter, pH-Wert und Co2. Wenn man ein Aquarium hat, sollte man sich zumindest ein wenig mit diesen kompliziert klingenden Worten befassen.

In diesem Beitrag beschäftigen wir uns etwas mit der Wasserchemie in einem Aquarium.

Doch keine Angst, es tönt komplizierter als es ist.

Hier als erstes einige Grundbegriffe kurz erklärt:

  • Ammonium / Ammoniak: Entsteht wenn Futterreste, Pflanzenreste oder Fischkot im Aquarium liegen bleiben.
  • Nitrit: Entsteht beim Abbau der Nitrosomansbakterien von Ammoniak. Dies ist giftig für die Tiere!
  • Nitrat: Entsteht beim Abbau der Nitrobacterbakterien von Nitrit.
  • CO2 (Kohlenstoff): Entsteht beim Atmen der Tiere sowie bei der Zersetzung von organischem Material und dient als Pflanzendünger.
  • O2 (Sauerstoff): Wird von den Pflanzen produziert und von den Fischen aufgenommen.

Das Aquarium beginnt dann zu «arbeiten», wenn wir es mit Bodengrund, Pflanzen und Wasser gefüllt haben und der Filter und die Heizung laufen. In diesem Zustand ist das Wasser noch unbedenklich für die Fische, allerdings sollte man auf keinen Fall schon welche einsetzen, denn im Laufe der nächsten Tage und Wochen wird sich das noch ändern!

Wir haben also das Aquarium mit den Pflanzen und dem sauberen Wasser vor uns. Nun brauchen wir eine ausreichende Anzahl an guten Bakterien, welche sich im Bodengrund und im Filter ansiedeln und vermehren sollen. Dazu geben wir eine Startkultur der Bakterien (Nitrobacter und Nitrosomonas) ins Wasser, je nach Produkt täglich oder wöchentlich. Diese Bakterien werden in Zukunft dafür sorgen, dass Abfälle wie Futterreste und Fischkot abgebaut werden und dadurch giftiges Nitrit abgebaut und ungiftiges Nitrat produziert werden kann.

Anbei ein Nitrifikationskreislauf welcher aufzeigt, was vom Zeitpunkt des Fischkots bis zum unbedenklichen Nitrat geschieht:

Erklärung des Nitrifikationskreislaufs

Am Anfang stehen die Fische und Pflanzen. Durch den Fischkot, Fischfutter und Pflanzenreste entstehen Ammonium und Ammoniak. Diese werden mit Hilfe der Nitrosomonasbakterien in giftiges Nitrit umgewandelt. Das wiederum wird dann von den Nitrobacterbakterien in das ungiftige Nitrat umgewandelt. Das nun entstandene Nitrat dient den Pflanzen zum Teil als Dünger. Die Pflanzen produzieren bei gutem Wachstum Sauerstoff, welcher wiederum von den Fischen und den Bakterien aufgenommen wird.

Beim Starten des Aquariums fehlen uns als erstes die Abfallstoffe. Bereits nach etwa einer Woche bewegen sich allerdings kleine Blasenschnecken, welche man meistens mit den Pflanzen «einschleppt». Die kleinen Schnecken helfen uns, das Ökosystem anzuregen, indem sie Kot produzieren. Ebenfalls wird es einige pflanzliche Abfälle geben, die liegen bleiben. Da wir nun aber noch zu wenige der guten Bakterien im Aquarium haben, wird der Nitritwert ansteigen, das passiert meist zwischen dem 10. und 15. Tag.

Wie oben erwähnt, ist Nitrit sehr giftig für die Fische, macht aber den Blasenschnecken nichts aus. Sie vermehren sich weiter und produzieren immer mehr Abfallstoffe, welcher den Bakterien als Futter zur Verfügung steht. Damit können sie sich super vermehren. Ausserdem kann man das Aquarium mit flüssigen Bakterienkulturen animpfen. Mit zunehmender Menge an Bakterien wird immer mehr Nitrit in ungiftiges Nitrat umgewandelt. Sobald wir im Wasser genug Nitrat nachweisen können, ist der Nitrifikationskreislauf abgeschlossen und es dürfen die ersten Tiere einziehen. Meist ist das nach etwa 3-4 Wochen der Fall.

Aber Vorsicht! Die Bakterienkultur ist nun soweit, die bis jetzt angefallenen Abfallstoffe zu verarbeiten. Mit zunehmendem Besatz wird aber auch die Belastung mit Abfallstoffen zunehmen. Damit sich die Bakterien daran gewöhnen können, muss man langsam starten mit Fischbesatz und nicht alles auf einmal reinsetzen, um einen erneuten Nitritpeak zu verhindern.

Es ist sehr spannend, in der Einfahrphase immer mal wieder einen Wassertest durchzuführen. Hier reicht bereits der Stäbchentest, welcher einen groben Überblick über die Wasserwerte gibt. Will man es ganz genau wissen, kann man auch mit den Tröpfchentests arbeiten. Hier gibt es die Möglichkeit, Testkits einzeln oder in einem kompletten Testkoffer zu kaufen.

Die richtigen Pflanzen und Fischmenge

Die richtige Bepflanzung und die richtige Menge Fische ist ein sehr wichtiger Punkt im Bezug auf die Wasserchemie:

Genügend Pflanzen produzieren genug Sauerstoff für die Tiere und sie nehmen das Nitrat am Ende des Kreislaufs gut auf. Das wiederum verhindert ein übermässigen Algenwuchs (zu viel Nitrat im Wasser = Algen). Ein ausgewogener Fischbesatz produziert die richtige Menge CO2 für die Pflanzendüngung und genug Ammonium / Ammoniak für das «Futter» der guten Bakterien.

Dieses grundsätzliche Wissen über die Wasserchemie im Aquarium ist sehr hilfreich bei diversen Problemen, die auftauchen können, und kann helfen, eine schnelle und einfache Lösung dafür zu finden. Ebenfalls zeigt es, dass man sich das Aquaristik-Hobby in Bezug auf den Pflegeaufwand vereinfachen kann, wenn man einige Punkte beachtet.

Bilder: Shutterstock / Grafiken: Eigene Darstellung

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